Diabetes und Depressionen: Zusammenhänge
Diabetes mellitus ist eine unheilbare Stoffwechselerkrankung, die nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche belastet. Die Kombination aus Diabetes und Depression kann zu einer gefährlichen Wechselwirkung führen. Beide Krankheiten können sich gegenseitig hervorrufen bzw. verstärken.
Depressionen durch Diabetes? Oder Diabetes durch Depressionen?
Diabetiker müssen sich täglich mit der Krankheit auseinandersetzen und sind vielen Untersuchungen ausgesetzt. Kein Wunder das rund 25% aller Diabetiker unter depressiven Verstimmungen leiden. Doch es muss nicht immer Diabetes der Auslöser für Depressionen sein. Teilweise ist das Gegenteil der Fall: So kommt es auch vor, dass Depressionen erst zu Diabetes führen.
Wieso entwickeln Diabetiker häufiger Depressionen?
Bei unbehandelten Diabetes kann es zu zu Blindheit, zu Amputationen, zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung oder zu Erektionsstörungen kommen. Diabetiker fühlen sich dabei hilflos, da sie nichts gegen die drohende Gefahr unternehmen können – außer einer optimalen Einstellung des Blutzuckerspiegels. Doch dieser garantiert nicht, dass man von Spätfolgen der Stoffwechselerkrankung verschont bleibt.
- Gerade diese Hilflosigkeit macht Diabetiker häufig depressiv.
Depressionen verstärken die Gefahren durch den Diabetes allerdings, da sich depressive Diabetiker häufig zu schwach fühlen, um den Diabetes richtig zu behandeln. Das Sportprogramm und die richtige Ernährung werden oft vernachlässigt, da die gesamte Behandlung in den Augen von depressiven Menschen ohnehin keinen Sinn macht.
- Dadurch steigen die Risiken für Spätfolgen von unbehandelten Diabetes.
Mehrere Psychotherapeuten haben sich bereits damit beschäftigt, warum Diabetes und Depression in zunehmendem Maße in Kombination auftreten. Werden dann noch Folgeerkrankungen diagnostiziert oder besteht zumindest ein erhöhtes Risiko, an diesen zu leiden, wird dem Diabetiker häufig bewusst, dass seine Anstrengungen in der Diabetes-Behandlung nicht ausreichen, um die gefürchteten Folgeerkrankungen zu verhindern.
Dies ist zumindest ein Erklärungsansatz, warum mittlerweile mehr als 800.000 Menschen zugleich unter Diabetes und Depressionen leiden. In der Regel ist demnach von der zeitlichen Abfolge her der Diabetes zuerst vorhanden und die Depression kommt anschließend nach geraumer Zeit hinzu.
Durch diese Überforderung in Kombination mit einer gewissen Hilflosigkeit kann es verstärkt dazu kommen, dass sich eine Resignation und letztendlich auch eine Depression bildet.
Wenn Depressionen zu Diabetes führen
Wer unter Depressionen leidet, der leidet gleichzeitig unter einem 100 bis 200 Prozent höherem Risiko, früher oder später ebenfalls an einem Diabetes Typ-2 zu erkranken.
Der Grund hierfür sind hauptsächlich die Antidepressiva, die teilweise verschrieben werden. Im Speziellen handelt es sich dabei um trizyklische Antidepressiva. Sie erhöhen den Blutzuckerspiegel und führen zu Übergewicht. Auch sonst können solche Medikamente zahlreiche Auswirkungen auf die Krankheit haben.
Ausbildung des Diabetes wird gefördert
Die Ausbildung des Diabetes wird in vielen Gesichtspunkten gefördert. Weitere Beispiele sind die dauerhafte Ausschüttung von Stresshormonen, die zu einer Insulinresistenz führen können, und Schlafstörungen, die Diabetes ebenfalls begünstigen.
Risikogruppen, die unter Depressionen leiden und zu Diabetes tendieren könnten, sollten deshalb spezielle Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer statt trizyklischen Antidepressiva nutzen. Das Risiko der Ausbildung eines Diabetes ist in diesem Fall deutlich geringer.
Depression treten häufig zu erst auf
Zwar ist es in den meisten Fällen, in denen Diabetes und Depression in Kombination miteinander auftreten so, dass zuerst Diabetes diagnostiziert worden ist.
Es gibt auf der anderen Seite aber natürlich auch Fälle, in denen die Betroffenen zuerst an einer Depression leiden und anschließend ein Diabetes auftritt.
Hier muss demzufolge nach einem anderen Erklärungsansatz gesucht werden, denn in diesem Fall war die psychische Erkrankung zuerst dar. Diese Erklärung sieht so aus, dass die Depression mit all ihren bekannten Auswirkungen dazu führt, dass – beispielsweise bei einem vorhandenen Prä-Diabetes – keine vorbeugende Behandlung mehr durchgeführt oder diese vernachlässigt wird, wie zum Beispiel ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung.
Dem Patienten fehlt dann aufgrund der Depression häufig die Motivation, etwas gegen den Diabetes zu tun bzw. diesen zu verhindern. Auch dies ist eine gefürchtete Wechselwirkung, die zwischen Diabetes und Depression besteht.
Wenig Experten zu diesem Thema
Bisher gibt es in Deutschland leider noch relativ wenige Experten, die das Problem der Wechselwirkung zwischen Diabetes und Depression erkannt haben bzw. eine Behandlung durchführen können.
Der Grund besteht insbesondere darin, dass Psychologen und Psychotherapeuten sich zwar mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen bestens auskennen, dann jedoch häufig Wissen im Bereich von Diabetes fehlt.
Hier muss es nach Ansicht der Experten noch eine deutlich bessere Weiterbildung geben, sodass beide Erkrankungen tatsächlich nicht nur einzeln, sondern in Kombination und aufeinander abgestimmt behandelt werden können.
Über 800.000 Betroffene in Deutschland
Die Anzahl derjenigen Bürger in Deutschland, die sowohl unter Diabetes als auch unter Depressionen leiden, ist augenscheinlich größer, als man zunächst vermuten würde.
Zwar handelt es sich sowohl beim Diabetes als auch bei der Depression um eine sogenannte Volkskrankheit, von der einzeln mehrere Millionen Menschen betroffen sind.
Dass Diabetes und Depression allerdings häufiger auch gleichzeitig auftreten, ist den meisten Menschen gar nicht bewusst.
Immer mehr Experten sind der Auffassung, dass Diabetes und Depression für viele Betroffene schlichtweg zusammengehören und es sogar folgenschwere Wechselwirkungen geben kann.
Zu diesem Ergebnis kommen bereits mehrere Untersuchungen und Studienergebnisse zeigen, dass sogar das Sterblichkeitsrisiko deutlich erhöht ist, wenn man sowohl unter Depressionen als auch unter Diabetes leidet.
Kombination erhöht das Risiko der Sterblichkeit
Die Studienergebnisse sind eindeutig: Personen, die sowohl an Diabetes als auch an einer Depression leiden, haben ein deutlich erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.
So zeigen Untersuchungen, dass die Blutzuckerwerte von Menschen, die sowohl Diabetes als auch Depressionen haben, in den meisten Fällen deutlich schlechter als von Patienten sind, die ausschließlich an Diabetes erkrankt sind.
Daraus wiederum resultiert, dass mehr und schwerere Folgeerkrankungen bestehen, wie zum Beispiel Arterienverkalkung, Herzinfarkte und Schlaganfälle, sodass insgesamt die Sterblichkeitsrate steigt.
Das sogenannte Mortalitätsrisiko, also die Gefahr, früher als gewöhnlich zu sterben, ist sogar um rund 50 Prozent im Vergleich zu solchen Patienten erhöht, die zwar Diabetes haben, jedoch nicht an Depressionen leiden.
Nach Meinung der Wissenschaftler gibt es mehrere Faktoren, die zu dieser gefährlichen Wechselwirkung zwischen Diabetes und Depression führen.
Zu nennen sind an dieser Stelle insbesondere die folgenden möglichen Einflussfaktoren:
- Depressionen rauben viel Energie
- Weniger körperliche Bewegung
- Keine so konsequente Insulinzufuhr
- Chronischer Stress führt zu Entzündungen in Gefäßen
Was können Diabetiker mit Depressionen unternehmen?
Grundsätzlich gibt es bei Depressionen zwei Behandlungsmöglichkeiten.
- Therapeutische Gespräche
- Medikamentöse Behandlung
Aufgrund der starken Nebenwirkungen von Antidepressiva empfehlen wir in jedem Fall zuerst therapeutische Gespräche. Medikamente sollten erst dann eingesetzt werden, wenn sich die Depressionen nicht in den Griff bekommen lassen.
Es sollte beachtet werden, dass nur wenig über den Zusammenhang zwischen Diabetes und Depressionen bekannt ist. Daher mangelt es an ausgebildeten Fachpsychologen für Diabetiker gibt.